Im Jagd&Jäger, dem Verbandsorgann des LJV Rheinland-Pfalz steht in der Oktoberausgabe ein sehr lesenswerter Artikel von Herrn Günter D. Klein. Herr Klein ist Presserefent im LJV Rheinland-Pfalz. Im Namen des JGHV bedanke ich mich für die Freigabe des Artikels.

Die Partnerschaft zwischen Hunden und Menschen ist eine ganz besondere. Insbesondere bei der Jagd gehört diese Verbindung wohl zu den ältesten Kooperationen zwischen Mensch und Tier in der Geschichte. Anlässlich des Welthundetages am 10. Oktober, wirft Jagd & Jäger einen Blick auf das Jagdhundewesen.

Nicht selten versteht man sich wortlos. Ein Blick, eine Geste, und das Gegenüber weiß Bescheid. Kein Wunder, man verbringt viel Zeit miteinander und teilt unvergessliche Eindrücke. Aber halt! Auch wenn der Eindruck entsteht, ist an
dieser Stelle nicht von einer romantischen Beziehung zwischen zwei Menschen die Rede. Hundeführer wissen, worum es hier geht. Sie erleben jeden Tag diese besondere Beziehung, die ein Jäger mit seinem Hund teilt. „Gegenseitiges Verständnis zeichnet ein gutes Gespann aus“, ist Gunter Schledorn, Landesobmann für das Jagdhundewesen im LJV, überzeugt. „Hund und Führer müssen lernen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen, eine‚ Connection‘ finden. Ohne solch eine Verbindung, ist es kein Gespann.“ Das ist wohl der Unterschied zwischen Hundehalter und Hundeführer. Es mag stimmen, dass sich Hunde und ihre Besitzer in gewisser Weise ähneln. Was Hundeführer und ihre vierbeinigen Partner angeht, so geht die Ähnlichkeit weit über äußerliche Merkmale hinaus, denn beide sollten im Idealfall gewisse Charaktereigenschaften teilen. „Wesensfestigkeit, Arbeitsfreude und Sozialverträglichkeit zeichnen sowohl gute Jagdhunde als auch gute Hundeführer gleichermaßen aus“, erklärt LOM Schledorn. Die menschliche Hälfte dieses Teams kann mit einer alters- und artgerechten Führung wesentlich zu einem gewinnbringenden Leben und Jagen seines Hundes beitragen. So kann er auch die rassetypischen Attribute seines Vierbeiners fördern, ohne diesen in den verschiedenen Phasen seines Lebens zu überfordern. Vertrauen und Verständnis sind nach Meinung von Gunter Schledorn die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Mensch und Hund.

 

Landesobmann Schledorn mit seinen Hunden

Landeshundeobmann Gunter Schledorn mit seinen Hunden, einem Epagneul-Breton und einem Parson Russel Terrier.

Mit Vertrauen muss wohl auch die Zusammenarbeit von Menschen und Hunden bei der Jagd in der Zeit um 10.000 v. Chr. Begonnen haben. In dieser Zeit hetzten „Hunde“ und Menschen gemeinsam ihre Beutetiere. Der Vierbeiner glich dabei die geringere Geschwindigkeit des Menschen aus. Wie fruchtbar die Zusammenarbeit war und welchen Eindruck Hunde auf Menschen machten, zeigt sich darin, dass „Jagdhund“ zu den ältesten Schriftzeichen gehört (ca. 3.500 v. Chr.). Auch die Römer hinterließen der Nachwelt in Bodenmosaiken und Wandreliefs Jagdszenen, die auf ihr besonderes Verhältnis zur Jagd mit Hund schließen lassen. In all den Jahrhunderten ging die Notwendigkeit zur Nutzung von Hunden auf der Jagd nie verloren. Freilich veränderten sich die Jagdmethoden und auch die Hunde
wurden züchterisch daraufhin „ausgerichtet“. Selbst heute sind das Jagdhundewesen und die Einstellung zum Jagdhund im Wandel. „Früher fand die Zucht eher regional statt, also mit Hunden, die man auch von der praktischen Jagd her kannte“, erklärt Schledorn. „Heute wird der Zuchtrüde häufig nach Prüfungsergebnissen, Computerberechnungen und Fotos ausgewählt – ohne den Hund tatsächlich während der Jagdpraxis kennengelernt zu haben.“ Und auch die Stellung des Hundes als vollwertiges Familienmitglied ist nicht nur bei der nichtjagenden Bevölkerung erkennbar. Wobei der Jagdhund in der Regel nicht als Statussymbol von Jägerinnen und Jägern gehalten, sondern weil er aufgrund seiner unverzichtbaren Fähigkeiten gebraucht und geschätzt wird. Aber
auch die Jägerschaft kann sich Modeerscheinungen nicht gänzlich entziehen. „Wir können durchaus von Mode-Hunderassen im Bereich Jagd sprechen“, sagt der Landeshundeobmann.

Kritisch sieht Gunter Schledorn diesen Trend zu bestimmten Jagdhunderassen, wenn sie zu Schwarzzuchten führen oder die Tiere in Nichtjägerhaushalte einziehen, wo sie keine artgerechte Beschäftigung finden. Auf der anderen Seite sei es bedauerlich, dass Rassen wie Deutsch Stichelhaar kaum noch geführt werden. Interessant in diesem Zusammenhang sind die aktuellen Zahlen des Verbandes für das deutsche Hundewesen. Beliebtester Hund der Deutschen ist nach wie vor der Deutsche Schäferhund, auch wenn sich die Welpenzahlen innerhalb von rund 15 Jahren nahezu halbiert haben. Im Jahr 2016 wurden noch 10.200 Welpen geboren und registriert. Auf Platz zwei mit knapp 6.000 Welpen folgt der Dackel, gefolgt vom Deutsch-Drahthaar mit knapp 3.000 Jungtieren.

Zu einer artgerechten Beschäftigung seines Hundes gehört auch die Ausbildung. Jagdhunde sind „Dogs with Jobs“ – also richtige Arbeitstiere, die auf ihre späteren Aufgaben vorbereitet werden müssen. „Grundsätzlich soll die Hundeausbildung möglichst früh beginnen, also bereits im Welpenalter“, so Schledorn. Der Landeshundeobmann erachtet es als wichtig, dass man sich vor dem Kauf eines Welpen, den Züchter sehr genau ansehen sollte, da dieser bereits das Fundament für eine gute Ausbildung legt, indem er den Welpen mit vielen verschiedene Umwelteinflüssen vertraut macht.

Ausbildung im Welpenalter

Die Ausbildung des Jagdhundes beginnt bereits im Welpenalter - auf spielerische Art, versteht sich

„Mein derzeitiger Terrierwelpe zieht mit 10 Wochen schon Fuchslunten aus dem Schliefenrohr, macht Futterschleppen über einen Kilometer, die über Nacht standen und landet mir Wasserwild auf kürzere Entfernung.“ In diesem Alter ist die Ausbildung aber spielerisch zu gestalten. „Später kommt die jagdliche Abrichtung hinzu, bei der unbedingt ständiges Üben, Aufmerksamkeit und Konsequenz des Führers gefordert ist“, empfiehlt er. Den Vorbereitungskursen auf die Brauchbarkeitsprüfung, die von den LJV Kreisgruppen angeboten werden, bescheinigt Schledorn ein sehr gutes fachliches Niveau. „Wir arbeiten daran, die Kurse noch weiter zu optimieren“, so der Landesobmann. Von 2012 bis 2017 besuchten knapp 2.300 Hundeführer den Lehrgang. Dabei darf nicht vergessen werden, dass nicht allein die Hunde ausgebildet werden, sondern in gleichem Maße auch die Führer! Denn sie sind es, die in Fleißarbeit ihre jagdlichen Partner trainieren und auf möglichst vielseitige jagdliche Situationen vorbereiten sollen.
Erstlingsführer lernen in den Hundeführerlehrgängen, konsequent mit dem Hund zu arbeiten. „Oft bleibt der erste Hund in der eigenen Erinnerung immer der Beste“, erklärt der erfahrene Hundeführer Schledorn. „Auch hier sehen wir das ganz besondere Verhältnis zwischen Jäger und Jagdhund. Ich vergleiche es gerne mit der ersten großen Liebe, die stets eine besondere bleiben wird.“ So wie sich das Verhältnis zum Hund verändert, stehen Hundeführer und Jagdhund bei der heutigen Jagdausübung vor wechselnden Herausforderungen. „Seit dem Rückgang der Niederwildstrecken in den 80er Jahren, bei gleichzeitigem Anwachsen der Schwarzwildbestände, verlagerte sich der Einsatzschwerpunkt unserer Hunde immer mehr in den Wald und hin zum Schalenwild“, sagt Schledorn. „Trotzdem, beim Umgang mit den ‚neuen‘ Wildarten wie Nilgänse, Waschbär oder Maderhund müssen wir auch als Hundeführer reagieren.“ Hinzu kommt ein dichtes Straßennetz, was die Sicherheit der arbeitenden Hunde gefährde. Bei einem Ausbruch der ASP siehtRüdemann Schledorn große Einschränkungen für die Jagd mit Hund
zukommen.

Auch in der Öffentlichkeitsarbeit kommen gut ausgebildete Jagdhunde zum Einsatz. Sie sind die Lieblinge der Kinder und Erwachsene sind beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und vom Gehorsam der Tiere. Somit tragen Hundeführer einen nicht unerheblichen Anteil zu dem Ruf der Jagd bei. Diese positive Öffentlichkeitsarbeit wird aber zunichte gemacht, wenn beispielsweise ein Video, in dem Jagdhunde auf eine Katze gehetzt werden, in den sozialen Medien die Runde macht.

Der technische Fortschritt macht auch bei der Hundearbeit nicht halt. GPS-Geräte und Schutzwesten gehören heute bei so manchem Hundeführer zur Ausrüstung dazu. „GPS-Geräte habe ich selbst bei meinen Schweißhunden und Beizvögeln im Einsatz“, sagt Schledorn. „Sie sind sehr hilfreich, falls der Hund außerhalb der Hörweite Wild stellt oder sich der Falke verstößt.“ Bedenklich sei für ihn die Beobachtung, dass manche Nutzer auf einer Bewegungsjagd unentwegt auf das Gerät starren und so abgelenkt anwechselndes Wild einfach nicht wahrnehmen. „Nach der Jagd bekommt man nicht mehr erzählt, welches Wild in Anblick kam, sondern wie viele Kilometer der Hund gelaufen ist und wie oft er wo laut gegeben hat. Ich glaube, dass man so viele schöne Erlebnisse, welche die Hundearbeit mit sich bringt, einfach verpasst.“ Schutzwesten können Hunde im Kontakt mit wehrhaftem Wild vor schwerwiegenden Verletzungen schützen. „Dass Hundeführer ihren Vierbeiner vor allen Eventualitäten schützen möchten, spricht für die gute Beziehung zu ihrem Tier. Doch denke ich, dass eine Mehrzahl der schutzwestentragenden Hunde nicht in die Kategorie ‚Schweinebeißer‘ einzuordnen ist und beim Stellen von Schwarzwild eher auf Abstand bleiben und die Sau verbellen. Dennoch ist es legitim, seinen Hund den bestmöglichen Schutz gedeihen zu lassen.“ Auch der LJV erkennt das Risiko, dass Gespanne beim Einsatz auf Bewegungsjagden eingehen und hat aus diesem Grund für seine Mitglieder eine landesweite Jagdhunde-Unfallversicherung abgeschlossen (Näheres siehe LJV-Homepage).

Zudem führen viele LJV-Kreisgruppen eine Hundesolidaritätskasse, aus der Hundeführer im Fall der Fälle finanziell unterstützt werden. „Diese Optionen bieten eine gute Unterstützung für die Hundeführer, denn sie greifen dann, wenn bei einer Gesellschaftsjagd oder bei einer Nachsuche ein Hund zu Schaden kam – also, wenn der Jagdhund für Dritte eingesetzt wurde“, erklärt Landeshundeobmann Schledorn. „Gerade bei Bau-, Drückjagd- und Schweißhunden sind die Verletzungsrisiken exorbitant hoch. Es ist sehr zu begrüßen, dass Hundeführer in solchen Fällen zumindest finanziell nicht allein gelassen werden.“ Für die Zukunft des Jagdhundewesens wünscht sich Gunter Schledorn unter anderem einheitliche Brauchbarkeitsprüfungen in allen Bundesländern oder zumindest einheitliche Prüfungsmodi hinsichtlich der Fächer, die aus den Anlagen oder Gebrauchsprüfungen der JGHV-Vereine für die gesetzliche Brauchbarkeit übernommen werden können und den Wegfall der Hundesteuer für brauchbare Jagdhunde. „Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass man vor lauter Prüfungen, Gesetzestexten und sonstigen Einflüssen nicht vergisst, was man tatsächlich an der Leine hat: Einen Jagdhund, mit dem man – gut ausgebildet – wunderschöne Erlebnisse im Feld, Wald und am Wasser teilen kann, der uns auch im Zeitalter von Infrarotentfernungsmessern, Nachtsichtgeräten und Absehschnellverstellungen beim sauberen und waidgerechten Jagen hilft und uns ein treuer Freund und Begleiter ist.“

Günther D. KLEIN, Pressereferent